Das Buch
Obwohl in den Buchläden durchaus einige lohnenswerte Wanderführer über Nordskandinavien stehen, sucht man darin doch oft die Infos für eine ambitionierte Nord-Fernwandertour vergebens. So behandelt etwa kein mir bekanntes Buch Themen wie “Winterwandern in Nordskandinavien”, “Unterwegs mit einem Hund”, “psychische Tourenvorbereitung” oder “Wandern abseits der Routen”.
Selbst der “Nordkalottled” – der weit wichtigste und schönste Wanderweg Nordeuropas – wird in der Literatur noch weitgehend vernachlässigt. Und wenn, dann gewinnt man den Eindruck, der Autor sei diesen langen Weg nicht vollständig gewandert und habe nur aus Tourist-Prospekten abgeschrieben. Warum etwa liest man auch in neueren Wanderführern immer noch über einen Kiosk im norwegischen Innset, obwohl der schon seit ca. zanzig Jahren nicht mehr existiert? Klar, dass derlei ungeprüfte “Second-Hand-Infos” kaum zu gebrauchen sind.
Loslaufen und Erfahrungen sammeln
Ich wollte aber mehr erleben als nur in der Hochsaison auf dem populären “Kungsled” dahinzutraben oder die in vielen sogenannten “Wanderführern” beschriebenen Tages-Spaziergänge mit anschließender Einkehr in der Fjällstation abzulaufen. Nein – was mir vorschwebte, waren knackige Wintertouren während der Polarnacht, ausgedehnte Routen mit Schlittenhunden und nicht zuletzt das Meiden der ausgetrampelten Wanderwege. Denn was für Skandinavier selbstverständlich ist – die markierte Route zu verlassen, auch mal “um die Ecke zu schauen” und Parallel-Täler zu erkunden – wagt kaum einer der deutschen Wanderer. Warum eigentlich nicht? Da mir die deutschsprachige Skandinavien-Literatur zu all diesen Vorhaben jedoch nicht oder nur in Ansätzen Hilfe bot, blieb nur eins: Loslaufen und (auch negative) Erfahrungen sammeln.
Sommer- und Winter-Routen
Ein anderes Beispiel der Info-Lücken: Im Winter empfiehlt es sich dringend, andere Routen als die sommermarkierten zu benutzen. Die Norweger und Schweden wissen das – warum also stellen nicht auch deutsche Wanderführer diese Alternativrouten vor? Dazu wäre es freilich nötig, dass die Autoren die vorgestellten Wege mehrmals und zu verschiedenen Jahreszeiten begehen, sich von ortskundigen Skandinaviern die besten Routen zeigen lassen und zu diesem Zweck vielleicht sogar eine Weile im Norden leben.
Ich habe all das getan – nicht, um einen Wanderführer zu schreiben, sondern um den “magischen Norden” möglichst umfassend zu “erspüren”. Ganz nebenbei habe ich dennoch während meiner 14monatigen Wanderzeit all die meist nur mündlich überlieferten Informationen gesammelt: wo man in den Karten nicht verzeichnete Übernachtungshütten findet, welche unmarkierten Routen im Gebirge zu empfehlen sind, wo das Eis auf einem See den ganzen Winter über nicht vollständig zufriert oder warum man sich statt Gore-Tex im Winter auch einen Müllsack überstreifen könnte. Dieses Wissen erfährt man freilich nur “in der Praxis” und nicht durch Recherche vom Schreibtisch aus.
Erst nach meiner Rückkehr realisierte ich in den einschlägigen Newsgroups, dass viele Gleichgesinnte ebenfalls nach diesen schwer erhältlichen Informationen suchen und ich in etlichen Fällen weiterhelfen konnte. Als freier Journalist lag es nahe, alle meine in Tagebüchern und auf Notizzetteln notierten Infos zu sortieren und in einem 200-Seiten-Buch zu bündeln. Mein Anspruch war sehr hoch gesteckt: Eine “Bibel für Nordskandinavien-Wanderer” sollte es werden, die alle nur erdenklichen Aspekte behandelt und aus der Praxis-Sicht begründet.
“Abenteuer Überlegen”?
Ob mir das gelungen ist, kann ich nicht beurteilen – das müsst Ihr entscheiden. Jedenfalls stand während des Schreibens (unter freiem Himmel an der Atlantikküste) immer an erster Stelle, den Spaß am Draußensein – am “Friluftsliv” – zu vermitteln. Was ich vermeiden wollte, war das Schwelgen in überzogener “Expeditionsmentalität”, die man z.B. in der Zeitschrift “Outdoor” des öfteren findet.
Mal im Ernst – wenn ich einem Outdoor-Verkäufer von einer geplanten Skitour mit gelegentlicher Hüttenübernachtung erzähle und der dafür allen Ernstes nur die Entgegnung “Weichei” findet, muss ein kolossales Missverständnis herrschen. Ist es nicht bedenklich, eine Wandertour nach der Anzahl der Zelt-Übernachtungen zu messen? Auch im einsamen Nordeuropa geht es schließlich nicht ums “Abenteuer Überleben”, sondern um Genuss, Entspannung und Erholung in einer grandiosen Natur.
Keine Sponsoren
Durch meine journalistischen Erfahrungen abgeschreckt setzte ich mir außerdem von vornherein das Ziel, auf jegliche Sponsoren oder Werbeanzeigen zu verzichten, um nicht inhaltliche Kompromisse eingehen zu müssen: Wenn z.B. ein Ausrüstungs-Gegenstand nach vier Monaten täglicher Belastung den Geist aufgab, wollte ich das auch mit aller Deutlichkeit sagen. Ist das nicht die eigentliche Aufgabe des Journalismus?
Nun seid Ihr an der Reihe: Ich habe auf meiner Homepage einige Kapitelauszüge als Leseproben zur Verfügung gestellt.
Wer sich über den kompletten Inhalt des Buchs informieren will, findet auf der Seite Inhalt" das ausführliche Inhaltsverzeichnis, das auch gleichzeitig Links zu Friluftsliv" und Ausrüstung" setzt. Obwohl sie eigene Abschnitte meiner Homepage bilden, haben sie dennoch mit dem Buch zu tun: Die unter “Friluftsliv” und “Ausrüstung” findenden Infos und Tips entstammen ebenfalls im wesentlichen meinem Wanderführer.