Außenbekleidung
Außenbekleidung muss nicht wärmen. Sie dient dazu, den Wind abzuhalten und gegen Feuchtigkeit (wie etwa Schneeregen) zu isolieren. Nach meinen Erfahrungen hat sich Außenbekleidung aus Gore-Tex im Winter in keiner Weise bewährt. Das Material verschleißt bei harter Beanspruchung zu schnell, und die ansonsten sinnvolle Atmungsaktivität funktioniert bei Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts nicht mehr. Sich einen Müllsack über den Körper zu stülpen, hätte also in etwa den gleichen Effekt und wäre zudem wesentlich billiger.
Erste Wahl stellt stattdessen Außenbekleidung aus winddichter, sehr fest gewebter Baumwolle dar (wie von Norrøna, siehe oben rechts). Die Baumwolle ist meist mit essigsaurer Tonerde imprägniert, was für den (eher trockenen) Wintereinsatz völlig ausreicht. Nach einer Wäsche muss man allerdings wieder nachimprägnieren.
Schlupf-Anoraks sind Jacken auf jeden Fall vorzuziehen, da bei Stürmen der Wind sogar noch durch doppelt abgedeckte Reißverschlüsse dringt. Fell-Streifen im Kapuzenrand wärmen enorm und halten den Großteil des Windes vom empfindlichen Gesicht ab. Insbesondere die für Erfrierungen sehr anfällige Nase kann man durch eine gut geschnittene Fellkapuze ideal schützen.
Winddicht!
Wichtig ist, dass die Jacke auch den Beckenbereich gut abdeckt und sich dort gut über einen Zug verschließen lässt, um Wind abzuhalten. Natürlich sollte die Jacke weit genug geschnitten sein, damit man entsprechende Wärmekleidung in mehreren Schichten darunter tragen kann.
Auch Hosen aus winddichter Baumwolle (passend zu den Schlupfjacken) machen im Winter Sinn. Ich habe allerdings bei Starkwind meist nur eine leichte Überhose aus dünnem, doch winddichtem Mikrofaser-Material benutzt.
Unterbekleidung
Die Nordländer bevorzugen als wärmende Unterkleidung immer noch Wolle. Obwohl man von den Einheimischen in punkto Ausrüstung normalwerweise nur lernen kann, hat dies aber eher traditionelle und nur bedingt praktische Gründe.
Hochwertige Fleece-Materialien und Kunstfaser-Unterwäsche sind zumindest bei der Unterwäsche vorzuziehen. Diese Materialien wärmen auch in nassem Zustand noch relativ gut, trocknen schnell und vergrößern das Rucksackgewicht kaum. Ein Satz Wäsche zum Wechseln muss (allein schon aus Sicherheitsgründen) natürlich auf jeden Fall zusätzlich im Rucksack stecken.
Nachteil der Kunstfaser: Schon nach einem Tag beginnt sie erbärmlich zu stinken. Den Versprechen der Hersteller, mit immer neuen Material-Kombinationen diese unangenehmen Gerüche zu vermeiden, sollte man keinen Glauben schenken. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Marken – sei es nun Patagonia, Helly Hansen, Odlo oder Jack Wolfskin – sind marginal. Trotzdem: Der Vorteil eines schnelltrocknenden und leichten Gewebes macht beim Wandern den Geruchs-Nachteil mehr als wett, zumal abends gewaschene Kunstfaser-Kleidung am Ofen wieder bis zum nächsten Morgen trocknet.
Als Unterschicht besser keine Baumwolle
Selbst bei Extremtemperaturen bis -40 Grad reicht je nach persönlichem Kälteempfinden ein Satz dicker Unterwäsche, eine dicke Fleece-Schicht und die Baumwoll-Außenbekleidung völlig aus – sofern man sich bewegt. Bei längeren Rastpausen habe ich gute Erfahrungen mit Daunenwesten gemacht. Besonders verfrorene Naturen können natürlich auch dicke Wollpullis benutzen – schwer und groß, aber unbeschreiblich warm!
Socken
Zehen und Finger – das sind die Problemzonen bei Kälte. Besonders bei der Auswahl der Socken sollte man daher viel Sorgfalt walten lassen, da man während einer Pause nicht mal “so eben schnell” weitere Socken überziehen kann. Bei zwei, besser noch drei Paar übereinander gestreiften Socken empfiehlt sich eine Kombination aus dünnen und schnell trocknenden Innensocken mit zwei Paar dicken Socken zum Wärmen.
Ich persönlich empfinde Wolle im Vergleich zu ebenso dicker Kunstfaser immer als wärmer. Wen wundert's: Auch Norweger erzählen gern Anekdoten über ihre Kindheit, in der sie im Winter ohne Schuhe, aber dafür mit einigen Paar Wollsocken an den Füßen nach draußen gingen.
Wie dem auch sei: Im Vergleich zu Kunstfaser trocknet Wolle schlechter, wärmt aber in nassem Zustand besser. Besonders die norwegischen Devold-Socken haben es mir angetan, da ich trotz langer Suche in Deutschland keine qualitativ vergleichbaren Socken auftreiben konnte.
Als Wärmespeicher dient immer die Luft. Daher sollte man darauf achten, dass die Schuhe im Zehenbereich genügend Platz bieten. Dieses Luftpolster hält die Zehen wärmer als viele eng übereinander getragene Socken. Im Winter ist es besonders wichtig, ein bis zwei trockene Socken-Garnituren als Reserve in den Rucksack zu packen. Um meine als oberste Schicht getragenen Wollsocken trocken zu halten, streife ich im Winter bisweilen eine dünne Plastiktüte darunter.
Kruder Plastiktüten-Trick
Zugegeben: eine ungewöhnliche Methode mit dem Nachteil, dass die Innensocken die Feuchtigkeit nicht nach außen transportieren können, doch immerhin garantiert sie mir stets warme Füße und trockene Übersocken. Meine nassen Untersocken trockne ich dann über dem Ofen oder im Schlafsack.
Handschuhe
Kälte-Grade, die kochend heißen Tee in einer Minute bis fast auf den Gefrierpunkt abkühlen, gefährden besonders die Finger. Mehrere Sätze Fingerhandschuhe (möglichst übereinander kombinierbar) und mindestens ein Paar dicke Fäustlinge aus winddichtem Material gehören somit zur Pflichtausrüstung.
Baut man eine Schneehöhle oder errichtet man einen Schneewall als Windschutz für das Zelt, nässen Fleece- und Wollhandschuhe schnell durch und gefrieren anschließend. Aus diesem Grund sollte man immer darauf achten, ein trockenes Paar Ersatzhandschuhe parat zu halten. Wolle oder Kunstfaser? Nun – ein Paar steif gefrorene Fleece-Handschuhe kann man für den Rest der Tour vergessen, sofern man keine Möglichkeit mehr zum Trocknen hat.
Wolle dagegen wärmt auch im hartgefrorenen Zustand noch mäßig – ein eindeutiger Winter-Pluspunkt für Wolle! “Mode-Schnickschnack” wie Woll-Handschuhe, die innen mit kuscheligem Fleece gefüttert sind, mögen zwar im “Hausgebrauch” gemütlicher sein, bewähren sich aber aus den oben genannten Gründen im winterlichen Fjäll nicht.
Ersatz zum Wechseln!
Ich selbst benutze je ein Paar Fingerhandschuhe aus Fleece, Wollfäustlinge und Baumwoll-Überhandschuhe. Besonders beim Start frühmorgens, wenn der Kreislauf noch nicht in Gang gekommen ist, können auch die besten Hanschuhe eisige Finger nicht verhindern. Hier muss einfach der Körper selbst durch seinen Blutkreislauf Wärme erzeugen.
Kopfbedeckung
Da über den Kopf etwa 40% der Körperwärme abgegeben werden, spielt die richtige Kopfbedeckung eine entscheidende Rolle. Wenn der ganze Körper oder die Extremitäten frieren, hilft es in vielen Fällen daher schon, eine Mütze aufzusetzen. Man kann sich diese Eigenschaft auch im umgekehrten Fall zunutze machen: Wer schwitzt, nimmt zuallererst seine dicke Kopfbedeckung ab.
Für sehr verfrorene Naturen und Hundeschlittenfahrer eignet sich eine Fellmütze mit Ohrenklappen. Günstige Modelle mit extrem dickem Fell kann man ideal vor Ort in Lappland kaufen. (Man mag aus Tierschutzgründen gegen Fellbekleidung argumentieren, doch bietet sie die wohl immer noch besten Wärmeeigenschaften. Die Samen, die im Winter tagelang mit ihren Scootern durchs Gebirge fahren, tragen meist spezielle Fellbekleidung aus Rentierfell).
Fellmützen: Ideal für Hundeschlittenfahrer
Für Wanderer und Skiläufer, die sich bewegen, reicht aber eine Mütze in den meisten Fällen völlig aus. Ich selbst etwa habe den ganzen Winter ein Fleece-Stirnband benutzt und bei Tiefsttemperaturen nur noch meine Kapuze übergestreift. Das an den Kapuzenrand geklettete Fell reicht mir aus, um auf eine Mütze zu verzichten. Durchaus sinnvoll kann es aber sein, eine Balaklava (eine Schlupfmütze, die nur die Augen freilässt) als Reserve mitzuführen. Bei besonders stürmischem Wetter oder bei Übernachtungen im Freien schützt sie den Kopf ausgezeichnet vor Unterkühlung.